Wie alles begann – Eine Erfolgsgeschichte
Als die wenigen Pferde in den Ställen noch aussahen wie bauchige Weinfässer auf vier Beinen, die Wolkensteiner für die Bevölkerung Synonym waren für die reichen Grödner und die Zusammenarbeit zwischen den drei Dörfern Kastelruth, Seis und Völs sich notorisch auf das Notwendigste beschränkte, genau zu dieser Zeit, im Spätwinter 1983, wurde der Oswald-von-Wolkenstein-Ritt ersonnen – bei einer Stammtischrunde beim Turmwirt in Völs.
Die zündende Idee hatte das Völser Unikum, der Künstler und Architekt Hanspeter Demetz, seines Zeichens glühender Verehrer des Minnesängers Oswald von Wolkenstein.
In Völs ist gar nichts los. Wir müssen da einen richtigen P… machen, so mit Trommelwirbel und Fanfarenstößen. Ein richtiger Auflauf muss das sein,
sprudelte es aus Hanspeter Demetz hervor,
als er wieder einmal beim Völser Turmwirt saß und Verena Pramstrahler, dort Wirtshaus-Tochter, mit „leuchtenden Augen“ von seinen ersten Ritt-Ideen erzählte.
Verena Pramstrahler konnte sich seiner Überzeugungskraft nicht entziehen.
Ich war auch sofort Feuer und Flamme. Und wiederum war es Hanspeter, der sofort wusste, dass er für ein derartiges Vorhaben unbedingt einen Pferdefachmann brauchte. Auch da hatte er schon vorausgedacht und bereits Heinz – Bummi – Tschugguel im Visier
erzählt Verena Pramstrahler.
Bummi Tschugguel musste nicht lange überredet werden und das Unternehmen Wolkenstein-Ritt konnte starten.
Nächtelang wurden Pläne geschmiedet, die Verena Pramstrahler zu Papier brachte. »Ich habe geschrieben, bis mir die Hand weh getan hat«, erinnert sie sich. «Kaum einer hat damals gewusst, wer Oswald von Wolkenstein war«, sagt Hans-Peter Demetz heute. Um den Wolkensteiner den Leuten wieder näher zu bringen und die vielen Burgen (Schloss Prösels war 1983 nach einer grundlegenden Sanierung wieder für die Bevölkerung geöffnet worden), Ansitze und historischen Stätten des Schlerngebietes aufzuwerten.
Sollten diese eine nach der anderen abgeritten werden. Dies schwebte zumindest Demetz vor. Heinz -Bummi – Tschugguel, dem Zweiten des Erfinderterzetts und bereits erfahrenen Freizeitreiter, war das einfache Abreiten zu wenig. Spiele sollten eingebaut werden. Nach nächtelanger Beratung stand dann das „Gründungsdokument“ des Oswald-von-Wolkenstein-Rittes, „erstellt am 21. Feber anno domini 1983 zu Völs am Schiern von V E. H. P. D. und B. T.“.
Hinter den drei Initialen verstecken sich die Ideatoren des Rittes: Verena Pramstrahler, Hanspeter Demetz und Bummi Tschugguel.
Nachdem das Schlagwort der Dreier-Beratungen „delegieren“ hieß, wurde fieberhaft überlegt, wer eingebunden werden sollte: Die Bürgermeister, natürlich, die Präsidenten der Fremdenverkehrsvereine, selbstverständlich, die Freiwilligen Feuerwehren und Musikkapellen, keine Frage.
Und so beschlossen die drei kühnen Ideatoren, ihr Projekt im Rahmen eines konspirativen Abends im Völser Kulturhaus den oben genannten Dorfho¬noratioren des Schlerngebietes kundzutun.
Wir waren furchtbar aufgeregt, wir drei armen Völser Hanseln. Ein paar haben spöttisch gelacht, andere haben den Kopf geschüttelt und gemeint, die spinnen ja. Aber trotzdem haben wir gemerkt, dass viele Vereinsvertreter dem Vorhaben recht erwartungsvoll gegenüberstanden
sagt Pramstrahler, die sich selbst nur als Geburtshelferin bzw. Schreibgehilfin sieht.
Ein Organisationskomitee wurde gegründet, dem neben den drei Ideatoren der Gemeindearzt Hansjörg Busetti, der Sprengeltierarzt Vittorio d’Andria, Vincenzo Pruiti vom Kavallerieregiment „Savoia“ sowie Vinzenz Fink, Anton Kompatscher, Josef Mahlknecht, Josef Prantl, Florian Rabanser und Hermann Thaler angehörten.
Luise Malfertheiner & J. Christian Rainer