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Handfeste Drohungen

Dass der Ritt Zukunft hatte, zeigte sich 1983 nicht nur am heillosen Stau, der durch die vielen motorisierten Zuschauer verursacht worden ist.
Schon am Nachmittag gab es kein Durchkommen mehr auf der steilen Straße zwischen der Prösler Haltestelle hinauf nach Schloss Prösels und dies obschon schwarzgraue Gewitterwolken heraufgezogen waren.

Auch wer es damals über die Tierser Straße versuchen wollte, musste gleich nach der Abzweigung nach Prösels seinen fahrbaren Untersatz stehen lassen.
Umso stolzer sind die Veranstalter mittlerweile auf den kostenlosen Bus-Zubringerdienst, der die tausenden Zuschauer von Turnierspiel zu Turnierspiel bringt.

Mit der Zuschauermenge nahmen auch die teilnehmenden Mannschaften zu und umgekehrt.
Als sich 1999 schließlich 44 Mannschaften zum Ritt anmeldeten, musste erstmals ein Ausscheidungsrennen eingeführt werden.
Dieses wurde Mitte Mai am Matzlbödele in Seis abgehalten, da dieser Ort im Jahr 1999 auch für die Ausrichtung der Eröffnungsfeierlichkeiten zuständig war.
Nur allzu lebhaft kann sich Hans Fulterer, Seiser Organisationschef, an dieses erste Ausscheidungsrennen im Labyrinth erinnern.

Der Groll einiger Mannschaften, die laut Reglement in die Ausscheidung mussten, war so groß, dass sowohl Präsident Hermann Thaler als auch ich handfeste Drohungen bekamen
sagt Fulterer

Mittlerweile haben sich die Reiter an die Ausscheidungsrennen ebenso gewöhnt wie Hermann Thaler anno dazumal an die Tatsache, dass zum Ritt alle Pferderassen zugelassen wurden.
1983 – Thaler war damals Geschäftsführer des Südtiroler Haflingerzuchtverbandes – hatte er sich dafür stark gemacht, dass zum Wolkenstein-Ritt nur Haflinger zugelassen werden dürften.
Mit dieser Forderung war er aber nicht allein, denn eine bereits angemeldete Mannschaft vom Tschögglberg zog sich wieder zurück, nachdem klar war, dass der Ritt für alle Pferderassen offen war.
Die Sorge, dass die Haflinger im Wettstreit mit Arabern, Quarter Horses, Argentiniern, Appaloosa den Kürzeren ziehen könnten, war unbegründet.

Nach 19 Jahren Wolkenstein-Ritt ist der Haflinger ob seiner Ruhe, seiner Wendigkeit und Trittsicherheit noch immer die Nummer eins bei den Bewerben.

Der Haflinger tut alles, was du willst. Um einen Araber reiten zu können, muss man geschult sein. Einen Haflinger reiten kann jeder. Er ist ruhiger und ausgeglichener als andee Pferderassen. Gerade weil der Haflinger so ruhig ist, bewältigt er den Ritt mit den vielen Zuschauern und dem Lärm besser als andere Pferde
sagt Josef Mahlknecht

seit fast 30 Jahren begeisterter Reiter. Er hat zehn Mal mit der Mannschaft Völs am Ritt teilgenommen – zumeist mit seinen Kindern – und etliche Male auch gewonnen. Mittlerweile hat er sich darauf verlegt, andere Mannschaften für den Ritt fit zu machen – sozusagen als deren Coach.

Luise Malfertheiner & J. Christian Rainer