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Telegramm sorgt für bleiche Gesichter

Die Tage unmittelbar vor dem Rittwochenende, 18. und 19. Juni 1983, waren „Tage der kleinen Schocktherapien“ wie Tschugguel es nachträglich beschreibt.
Kein Wunder, denn mittlerweile wird mit den Rittvorbereitungen bereits im Herbst begonnen.

Der größte Schock, der den drei Ideatoren noch immer lebhaft in Erinnerung ist, ereilte sie am Freitagabend vor dem Wettkampfwochenende.
Die Zelte des Kavallerieregimentes standen bereits, die Gulaschkanone war aufgefahren, die Funkverbindungen hergestellt, als das schriftliche „Njet“ vom Kommandanten der Streitkräfte der Zone Nordost-Italiens in Form eines Telegramms hereinflatterte.
Es untersagte dem Kavallerieregiment jegliche Hilfestellung für den Ritt.
Hanspeter Demetz, dem das Telegramm ausgehändigt worden war, wurde kreidebleich und brachte nur ein „wir müssen telefonieren“ über die Lippen.

Bummi soll nichts davon erfahren, der soll in Ruhe trainieren können. Außerdem muss er ja die Eröffnungsrede halten

meinte Demetz gegenüber Verena Pramstrahler.

Handy gab’s noch keines, also ging’s schnurstracks zur Tirler-Bäuerin. Mit den Nerven am Ende, kontaktierte Hanspeter Demetz erneut General Luigi Poli, der zusicherte, selbst an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilzunehmen und somit die Verantwortung für den Einsatz der 800 Mann zu übernehmen.

Im Eifer der Eröffnungsrede rutschte Bummi Tschugguel dann statt „i più fervidi auguri“ (die herzlichsten Glückwünsche) ein »i più perfidi auguri« (die hinterhältigsten Glückwünsche) heraus. Die Eröffnungsfeier fand das erste und einzige Mal am Kofl statt, wo auch eine Feldmesse gefeiert und Ross und Reiter gesegnet wurden.

Offiziell eröffnet wurde der Ritt von Sophia Magnago, der Ehefrau des damaligen Landeshauptmannes Silvius Magnago. Und wahrscheinlich eingedenk der Tatsache, dass Frauen im Mittelalter nur eine Randrolle spielten, hielt sich Frau Magnago, dem Anlass entsprechend in Tracht gekleidet, äußerst kurz.

Luise Malfertheiner & J. Christian Rainer